Ein Beitrag zum Pro und Contra in der Diskussion um Elektroautos. In diesem Beitrag geht es um den Aspekt der Arbeitsplätze, nicht um Umweltaspekte oder Lebensqualität in Städten oder Fahrspaß. A. Stahn schreibt hier einen Beitrag zum Effekt des Umstiegs auf Elektromobilität auf die Arbeitswelt.
Lügen haben kurze Beine: durch die einseitige Fokussierung auf Elektroautos sollen angeblich so gut wie keine Jobs wegfallen.
Meinung
Da die Herstellung eines Elektroautos weniger aufwendig als die eines Verbrenners ist, werden weniger Mitarbeiter als bislang benötigt. Laut einer Studie werden über 200.000 Arbeitsplätze eingespart. Doch was für ein Wunder, die gleiche Studie attestiert fast genauso viele neu entstehende in der Branche und drumherum.
So jedenfalls will es uns die sogenannte ‘Agora Verkehrswende’ vorgaukeln. Doch bei näherer Betrachtung sieht das schon anders aus. Hinter dem Namen Agora Verkehrswende steckt die Firma Agora Transport Transformation gGmbH. Die will einen kompletten Umbau des Verkehrssektors möglichst schnell. Da helfen natürlich Zahlen, die alles nicht so schlimm machen, wie es wirklich ist.
Zusammen mit der Boston Consulting Group wurde eine Studie unter dem Titel
„Automobile Arbeitswelt im Wandel- Jobeffekte in Deutschland bis 2030“
soeben veröffentlicht (Umfang: 8 Seiten).
Für diese wurden laut eigenen Angaben auch Veränderungen analysiert in
1. den klassischen Automobilindustrien:
– Hersteller
– Zulieferer
– Instandhaltung
2. den mit Elektromobilität verbundenen Industrien wie:
– Maschinen- und Anlagenbau
– Energieproduktion
– Energieinfrastruktur
Grundlage waren Experteninterviews und Marktdaten aus 26 betroffenen Branchen in Deutschland und Europa insgesamt.
Heraus kam folgendes Ergebnis zum Wandel zur Elektromobilität:
er kostet der Untersuchung zufolge 220.000 Arbeitsplätze
er schafft der Untersuchung zufolge 205.000 neue Jobs
Bleibt also alles fast wie bisher.
Doch dabei werden etliche Bereiche nicht berücksichtigt. Oder schöngefärbt.
Vergessen werden zum Beispiel auch die Tankstellen.
Bundesweit sind es aktuell knapp 14.500 Tankstellen. Mit geschätzten 30.000 Festangestellten und 90.000 Teilzeitkräften. Nicht zu vergessen die dort tätige Putzfrau, die Zuliefern / Lieferanten (Getränke, Zeitschriften etc.).
Da kommt eine stolze Zahl zusammen.
Auch die Autowerkstätten, vor allem die der Marken, werden abspecken müssen. Denn bei E-Autos ist der Wartungsaufwand gering und nicht mehr so zeitintensiv.
Doch für Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende, kein Problem. Für ihn sollte die Industrie vor allem auf die Elektromobilität setzen. Am Verbrennungsmotor festzuhalten ist für ihn kein Weg, der Arbeitskräfte sichert. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, denn simple Elektroautos kann jeder bauen. 100 Marken in China zeigen unserer Industrie schon die Rote Karte. Und damit sehr gut bezahlten Facharbeitern, die bald ihren Job verlieren werden.
Andere Studien, andere Ergebnisse
Auch eine Studie der “Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität” (NPM) setzt sich mit dem Thema Arbeitsplatzvernichtung durch E-Mobilität auseinander.
Diese Plattform ist eine von der Bundesregierung initiierte Kommission. In der analysieren fähige Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Verbänden und Forschung die Folgen der Umstellung auf die Elektromobilität.
Das erste Fazit dieser Studie:
In Deutschland sind bis 2030 rund 410.000 Arbeitsplätze gefährdet.
Nur in der Produktion des Antriebsstrangs (Motoren, Getriebe) sind es bis zu 88.000.
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Anmerkung der Redaktion: Der Umstieg auf Elektromobilität betrifft viele Branchen, Strukturen und Unternehmen. Mit diesem Beitrag sollen die Aspekte Strukturwandel und Arbeitsplätze um einen Diskussionsbeitrag bereichert werden. Auch mit Kenntnis des Prozesses der schöpferischen Zerstörung (Schumpeter) bleibt es ja wichtig, den Strukturwandel eben auch mit seinen Auswirkungen zu berücksichtigen, handelt es sich bei diesem Wandel im Bereich Mobilität doch um einen politisch angestoßenen Prozess.
Pro und Contra Elektromobilität in Hinblick auf Effekte für den Arbeitsmarkt. Zudem gilt es zu beachten: es geht ja nicht nur um den Arbeitsmarkt als aggregierte Nettobetrachtung, sondern eben auch um Menschen – die Arbeiter und Arbeiterinnen innerhalb der bestehenden Strukturen, an den jeweiligen Wohnorten, Lebenskonzepten, etc pp.