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Interview zum Design von Autos:  warum ist das so wichtig und warum ist Audi dabei so erfolgreich.

Fahrzeuge von Audi sind begehrenswert. Rund um unseren Globus mögen und schätzen Menschen aller Altersgruppen und sozialen Gruppen Stil und Auftritt der Marke aus Ingolstadt. Das ist kein Glückstreffer, sondern ein langer Weg konstanter Maßnahmen und Anstrengungen für ein plus an wertigen Vorteilen für Autofahrerinnen und Autofahrer.

„Design muss Emotionen wecken“: wir sprachen mit den Audi-Chefdesignern über die Welt von Morgen und Übermorgen

Wir wissen alle, dass sich der Status quo jederzeit ändern kann. Was gestern noch “state of the art” war, überflügeln anderen heute. Das iPhone von Apple oder auch die Fahrzeuge von Tesla sind zwei gute Beispiele dafür. Passiert (zum Glück der Etablierten) zwar nicht so oft, doch wenn, kann es böse enden.

Auch daher legt Audi viel Wert auf Grundlagenforschung, Kundengespräche und einen offenen Blick in unsere Welt. Vor allem beim Thema Design.

Sie ziehen die Design-Fäden bei Audi: Norbert Weber, Marc Lichte und Philipp Römers

Das entsteht maßgeblich im neuen Audi Design Center in Ingolstadt.
Einem avantgardistischen Gebäude im Nordgelände des Werkgeländes.
Mit viel Platz für über 600 Mitarbeiter auf 37.180 Quadratmetern.

 Audi Design Center in Ingolstadt

Drei Orte für neue Ideen

Dort werden Ideen geboren, die vielleicht irgendwann zu einem neuen Audi führen. Auf jeden Fall fließen viele in neue Modelle mit ein.

Hand in Hand arbeiten Designer, Ingenieure und Modelleure abteilungsübergreifend. Natürlich top secret, von der Außenwelt hermetisch abgeschirmt.

Beim Thema Kreativität unterstützen das Team rund um Marc Lichte unter anderem zwei Designstudios:

– in Malibu (Kalifornien)
– Peking (China)

An allen drei Standorten sind die Mitarbeiter weltweit mit Menschen aus allen möglichen Bereichen vernetzt. Das ermöglicht einen umfassenden Blick auf Lebensgewohnheiten, Wünsche und aufkommende Trends.Und natürlich besuchen sie Möbelmessen, Fashion Weeks, Kunstausstellungen.

Gerade jetzt ist das wichtig, denn Elektro-Autos bieten zukünftig ganz neue Möglichkeiten. Daher hat Audi sein Team neu aufgestellt: Norbert Weber ist seit Oktober 2020 Leiter des Innenraumdesigns Philipp Römers leitet seit März 2021 den Bereich Außendesign.

Das erste gemeinsame Interview

Nach den ersten Monaten stellen sie sich erstmals gemeinsam im Interview. Online heute bei einem Tech Talk.
Die Fragen stellte Josef Schloßmacher.
 
Frage 1: 
Sie beide sind neu in Ihren Funktionen, aber nicht neu bei Audi. 
Was verbindet Sie mit den vier Ringen?Philipp Römers: 

Ich bin seit 2014 bei Audi und habe in dieser Zeit eines der Exterieur-Designstudios geleitet. Sieben Jahre mit vielen großartigen Projekten und meinem ganz persönlichen Highlight: dem Audi e-tron GT.
Norbert Weber:
Bei mir ist es das zweite Mal. Ich war zwischen 2007 und 2015 bereits bei Audi, habe hier das Interieurdesign und das Designstudio in Beijing geleitet. Viele bekannte Gesichter, viele neue – ein super Team, das mich hier im Designcenter in Ingolstadt empfangen hat.
 

Frage 2: 
Im Audi Design arbeiten insgesamt 450 Kreative aus 25 Ländern zusammen. 
Greifen Sie selbst noch zum Zeichenbrett?
 
Norbert Weber:
Na klar, ich spiele ab und zu noch die Tasten der Orgel, aber meistens ziehe ich die Register. 
Meine Rolle als leitender Kreativer: Ich gebe den Teams die Stoßrichtung vor und orchestriere das Zusammenspiel. 
Ich bin also derjenige, der motiviert und ermutigt, im Einzelfall auch modifiziert. 
Manchmal sehen wir uns ein fast fertiges Modell an – sei es aus Clay (Anmerkung: verformbare Modelliermasse) oder in Form von VR-Daten – und stellen fest, dass irgendetwas noch nicht stimmig ist. Wenn das passiert, greife ich auch schon mal zum Stift und skizziere ein paar Einzelheiten zu dem jeweiligen Element. 
Meist reichen einige schnelle schwarze Linien auf weißem Grund und ich komme zur Lösung. 
Die größte Herausforderung ist immer, mit dem Zeichnen wieder aufzuhören, wenn man erst einmal damit angefangen hat.
 
Philipp Römers:
Das ist bei mir genauso. Als Designer kann ich mir die Arbeit ohne Stift gar nicht vorstellen. 
Im Büro und zu Hause liegen überall Skizzenbücher herum. 
Die hole ich dann bei Besprechungen heraus, damit auch ich ein Bild, ein Gefühl für das jeweilige Projekt bekomme. 
Das bedeutet aber nicht, dass das am Ende genauso aussieht. 
Es ist eine grobe Richtung, die im nächsten Schritt durch kreativere und wesentlich detailreichere Entwürfe abgelöst wird. 
Dafür haben wir Top-Leute an Bord. 
Auf jeden Fall ist klar: Design ist immer Teamarbeit.

 

Frage 3:
Begeisterndes Design ist für viele ein entscheidendes Kaufargument. 
Gilt das heute eher für das Exterieur oder für das Interieur?
 
Philipp Römers:
Das Allererste, womit Interessierte in Kontakt kommen, ist nach wie vor das Exterieur. 
Es muss Begehrlichkeit wecken. 
Schließlich ist der erste Eindruck entscheidend dafür, ob jemand stehen bleibt oder einfach weitergeht, am Bildschirm heranzoomt oder schnell weiterklickt. 
Im Idealfall verbinden sich ästhetische Form und Funktion. 
Gerade in der Elektromobilität brauchen wir zum Beispiel strömungsgünstige Silhouetten, die dazu beitragen, die Reichweite zu erhöhen. 
Die können hochattraktiv aussehen, wie der e-tron GT zeigt.
 
Norbert Weber: 
Das Ziel, mit Design Emotionen zu wecken, geht dann nahtlos ins Interieur über. 
Die Gestaltung des Innenraums entwickelt sich dabei gerade mehr und mehr zum Schlüsselelement bei der Kaufentscheidung. 
Was bietet mir mein Auto an digitalen Möglichkeiten? 
Welche konkreten Vorteile liefert die Vernetzung? 
An Fragen wie diesen entscheidet sich, was das Interesse weckt.
 

Frage 4:
Entwickelt sich das Interieur zum neuen Kraftzentrum des gesamten Autos?
 
Norbert Weber:
Zweifellos rückt der Innenraum durch die Digitalisierung und vor allem das automatisierte Fahren ins Zentrum der Aufmerksamkeit. 
Wir wollen unsere Modelle daher künftig von innen nach außen gestalten. 
Dennoch sehen wir den Designprozess als Ganzes: Ideen werden gemeinsam geboren und Probleme gemeinsam gelöst. 
Das sorgt am Ende des Tages für ein stimmiges Gesamtergebnis.
 
Philipp Römers:  
Dieses Grundverständnis ist uns ganz wichtig: Früher haben wir in der Regel zuerst die Außenhaut gestaltet und dann geschaut, ob das Interieur und die Passagiere gut reinpassen. 
Das automatisierte Fahren sorgt hier für einen Paradigmenwechsel: fällt die eigentliche Fahraufgabe weg, entstehen neue Möglichkeiten.
 
 
Frage 5:
Welche Folgen hat dieses Umdenken für Ihre Arbeit?
 
Norbert Weber: 
Das Wichtigste ist und bleibt die Kreativität. 
Doch auch im eigentlichen Designprozess nutzen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung. 
Dadurch sind wir in den vergangenen Jahren viel schneller geworden.
Wir können parallel in der physischen und digitalen Welt arbeiten.
Heute können wir schon aus einfachen Skizzen Datenmodelle erstellen und sie dank spezieller Computer mit enormer Rechenleistung sofort in 3D-Grafiken umsetzen. 
Den fertigen digitalen Datensatz rechnen wir zu einem VR-Modell, das der Wahrnehmung des tatsächlichen Sehens verblüffend nahekommt. 
Im virtuellen Meeting mit VR-Brillen arbeiten wir dann in Echtzeit daran.
Ganz gleich, ob jemand im Designcenter in Ingolstadt oder in den Studios in Malibu oder Peking sitzt. 
Wenn zum Beispiel dort neue Entwürfe entstehen, können wir sie in Ingolstadt über Nacht fräsen. 
Denn eines ist wichtig: Digitale Werkzeuge machen uns deutlich schneller und besser, können aber nicht komplett das physische Modell ersetzen. 
Es gibt Dinge, die man am Computer einfach nicht sieht, sondern erst in der Realität.

Kurzbiografien

Philipp Römers (Jahrgang 1979)
Er hatte seinen ersten Kontakt zum Automobildesign als Schüler – beim Praktikum im Designstudio von Ford.
Als gebürtiger Kölner lag das natürlich nah.
Er studierte Transportation Design an der Hochschule Pforzheim und war Stipendiat der Volkswagen AG. 2005 startete er in Wolfsburg als Exterieurdesigner, arbeitete an diversen Showcars und Serienmodellen wie dem Golf 7 und dem Passat B8 mit.
2014 wechselte er zusammen mit Marc Lichte zu Audi in den Bereich Außendesign.
Unter seiner Verantwortung entstanden Serienmodelle wie A3, A6 und Q8.
Oder Konzeptfahrzeuge wie der Prologue und der AI:CON.
Seine letzten Arbeit: e-tron und e-tron GT.
Seit Anfang des Jahres leitet er das weltweite Exterieurdesign mit 170 Mitarbeitern.
 
Norbert Weber (Jahrgang 1961)
In den 1980er-Jahren studierte er in Kiel und im ArtCenter College of Design in Vevey Design.
Ab 1991 war er leitend in unterschiedlichen Projekten (Exterieur, Interieur) bei Mercedes-Benz.
Ab 2007 leitete er bei Audi das Designcenter für Interieur und Color & Trim in Ingolstadt.
2012 ging es nach Peking: verantwortlich für Projektsteuerung und Designstudio.
Ab 2015 fünf Jahren bei Škoda.
2020 Rückkehr zu Audi.
Aktuell führt er ein Team von 160 Designern.
Sein persönlicher Meilenstein: das Interieur im Audi TT (2014)

Audi Design

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